Aribert Reimann

(4. März 1936 – 13. März 2024)

Aribert Reimann
(©schott/andersen)

Das Schumann-Netzwerk betrauert den Tod seines Schumann-Forum-Gründungsmitglieds Aribert Reimann (4. März 1935–13. März 2024)

Aribert Reimann vor 10 Jahren bei der Öffentlichen Sitzung der Mitglieder des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste 2014 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin, Fotocredit: https://commons.wikimedia.org/

Aribert Reimann (Berlin, 4. März 1936 – Berlin, 13. März 2024) war Gründungsmitglied unseres Schumann-Forums, dem 2011 aus der Taufe gehobenen Board of artists des Schumann-Netzwerk! Mit seinem Tod kurz vor Vollendung seines 88. Lebensjahres – noch im Februar konnte er bei seinem letzten öffentlichen Auftritt die Auszeichnung der GEMA für sein Lebenswerk entgegennehmen – ist er nach Dietrich Fischer-Dieskau (28. Mai 1925 - 18. Mai 2012), Nikolaus Harnoncourt (6. Dezember 1929 - 5. März 2016), Wolfgang Sawallisch (26. August 1923 - 22. Februar 2013) und Lars Vogt (8. September 1970 - 5. September 2022), der Fünfte der verstorbenen sich für Robert Schumann begeisternden grossen Musikerpersönlichkeiten, die ich 2010 als Gründungsmitglieder für das Schumann-Forum gewinnen konnte. Aribert Reimann war auch über seine eigene Familie mit Schumanns Schicksal verbunden. Als entfernter Verwandter des Endenicher Anstaltsarztes Dr. Franz Richarz war Aribert Reimann 1988 in den Besitz der Krankenakten Robert Schumanns gekommen, in die – von ihm im Archiv der Berliner Akademie der Künste deponiert – er nach einigen Jahren schließlich dem damaligen Leiter der Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf, Prof. Dr. Bernhard Appel, vertrauensvoll vollständige Einsicht erlaubte. Am Ende stand eine umfassende wissenschaftliche Dokumentation, die 2006 im 150. Todesjahr von Schumann erschienen ist: Robert Schumann in Endenich (1854-1856): Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische Berichte. Hrsg. von der Akademie der Künste, Berlin, und der Robert-Schumann-Forschungsstelle, Düsseldorf, durch Bernhard R. APPEL. Mit einem Vorwort von Aribert REIMANN. Mainz u. a.: Schott Music 2006. 607 Seiten (= Schumann Forschungen. Band 11.). Im Zusammenhang mit der öffentlichen Vorstellung der Publikation beim Düsseldorfer Schumannfest 2006 wurde auch Reimanns als Hommage an Schumann komponiertes Streichquartett Adagio, das auf Schumanns in seinen Endlicher Patiententage harmonisierten Chorälen „Wenn mein Stündlein vorhanden ist“ und „Stärk uns Mittler, dein sind wir“ basiert. Die Sieben Fragmente für Orchester in memoriam Robert Schumann über Schumanns letztes Werk „Thema mit Variationen in Es-Dur“ für Klavier (Februar 1854), die sog. Geistervariationen, hat Reimann, 2016 mit dem Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik durch die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz ausgezeichnet, schon 1988 komponiert, als aus Familienbesitz die Krankenakten Schumanns an ihn übergingen. Sie wurden im September 1988 in Hamburg mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Gerd Albrecht uraufgeführt.
2010, im Jahr des 200. Geburtstagsjubiläums von Robert Schumann habe ich Aribert Reimann persönlich bei einer für mich immer noch denkwürdigen Begegnung kennengelernt – bei einer Abend-Einladung vom damaligen Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, für vierzig Kulturschaffende auf der Dachterrasse des Bundeskanzleramtes in Berlin. Aribert Reimann war einer der nettesten Gäste, mit dem ich lange angeregt plaudernd an einem der Tischchen stand, während es langsam Nacht wurde über Berlin. Aribert Reimann, sein Werk und sein Wirken werden unvergessen bleiben, sein Wirken wird, wie es Martin Maria Krüger im Nachruf für den Deutschen Musikrat, formuliert hat, “weiter strahlen”.